Die Geschichte des Museums beginnt im 1894...
Das erste Museum für Volkskunde des Alten Lüttich wurde 1894 in den jetzt leer stehenden Räumlichkeiten der Akademie für Schöne Künste eröffnet. Der Volksmund hatte es schnell als „Museum für alten Plunder“ karikiert (Musée dès vîs rahis'). Die überfüllten Räumlichkeiten wurden von der Stadt übernommen und das eigentliche Museum für wallonische Volkskunde wurde 1913 dank dem tatkräftigen Einsatz wallonischer Verfechter wie Joseph-Maurice Remouchamps, Jean Haust und Henri Simon gegründet. Die Sammlungen werden zunächst in den Speicherräumen des Curtius-Hauses und 1925 in den Nebengebäuden in der rue Féronstrée deponiert.
1930 wurden drei permanente Ausstellungsräume eingerichtet und eröffnet und für das neue Marionetten-Theater öffnete sich der Vorhang. Mit den ständig hinzukommenden Exponaten und den Renovierungen der Nachkriegszeit wurde das Museum zwischen 1963 und 1971 nach und nach in seinen heutigen Mauern untergebracht.
1989 unterzeichnet die Provinz ein Abkommen mit der Stadt Lüttich und der gemeinnützigen Museumseinrichtung, das ihr sämtliche Rechte und Pflichten zur Verwaltung der Einrichtung überträgt.
Heute zeigt das renovierte Museum für wallonische Volkskunde nicht nur die Ursprünge unserer Kultur, es aktualisiert auch sein ethnografisches Analysefeld und erweitert seinen Blick auf die jetzige Zeit.
Das Museum ist ein gegenständliches Zeugnis der Vergangenheit und der Gegenwart der Wallonie und ist bedingungslos offen für die künftige Wallonie!
1343 bauten Franziskaner-Mönche ihr neues Kloster zwischen der Sankt-Anton-Kirche und dem Fuße des Hügels der Zitadelle von Lüttich.
Aus dem Minoritenkloster, Ort des Gebetes und der Einkehr, wurde ein zentraler Platz des öffentlichen Lebens der feurigen Stadt: Zuflucht für bedürftige Bürger, Treffpunkt mehrerer Berufsinnungen, Marktplatz, ab 1577 Stadtarsenal, sogar Heiratsverträge wurden dort abgeschlossen.
Das mittelalterliche Kloster, bevorzugter Zeuge des politischen Geschehens der Stadt, hat die dunklen Kapitel der Geschichte selbstredend ertragen müssen und wurde im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts vollständig im damaligen beliebten Stil, dem Maas-Stil, neu aufgebaut.
Mit der Französischen Revolution wurden die Mönche aus ihrer Behausung vertrieben (1796) und das gesamte Gut wurde in 5 Lose aufgeteilt: Geschäfte, Abstell- und Lagerräume usw. Oft wurden auch dort die requirierten Fuhrleute unter schlimmsten Bedingungen untergebracht.
Dieses prächtige Gebäude steht am Fuße des Pery-Hügels und wird nach dem Namen eines ehemaligen Besitzers benannt. Es unterscheidet sich vom eigentlichen Kloster durch seine Kalkstein-Fassaden mit eingemeißelten Kartuschen und Wappen.
Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, vormals Wohnsitz des Guardian, des verantwortlichen Bruders der Franziskanergemeinschaft, und Sitz der Bibliothek und des Archivs, wurde wie das Kloster durch Bombenangriffe am Ende des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt.
Die Restaurierung der bauzeitlichen Fassung (1620) des Chamart-Hauses dauerte von 1963 bis 1971. Heute sind dort die Verwaltung und die wissenschaftlichen Dienste des Museums, das Marionetten-Theater und das Dokumentationszentrum untergebracht.
Um 1240 lassen die Jünger des heiligen Franziskus aus Assisi, die bereits am Ende des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts nach Lüttich kamen, sich in Hors-Château in der Nähe des Stadtzentrums nieder, um in Kontakt mit der Bevölkerung zu bleiben.
Ihre Kirche, dem Heiligen Antonius gewidmet, wurde 1244 zu Ende gebaut und diente seit dem Concordat von 1801 als Pfarrkirche. Der Rohbau aus Kohlesandstein stammt aus der Zeit der hoffnungsvollen Anfänge der Franziskaner in Lüttich. Das ursprüngliche gotische Gebäude auf der Südseite des Klosters wurde im 18. Jahrhundert mit einer monumentalen Barock-Fassade ausgebaut. Der Innenraum wurde mit Stuckornamenten im selben Stil verziert. Diese eher „gegenständliche“ Dekoration wurde erst im 19. Jahrhundert beendet.
Am 16. Dezember 1945 wurde die Kirche durch die Explosion einer fliegenden Bombe stark beschädigt. Der Restaurierung des Chors wurde eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und dabei wurde der bevorzugte einfache Stil der Franziskaner respektiert. Der Hauptaltar aus dem 13. Jahrhundert wurde fast intakt aus den Trümmern geborgen und nahm seine liturgische Rolle beim Gottesdienst wieder auf. Die freigelegten Grabsteine aus den verschiedenen Epochen wurden im Chorboden und im Mauerwerk des Langhauses eingebunden. Das Kirchenschiff integriert somit zahlreiche verschiedene Baustile, Zeugen des Reichtums der Geschichte der Stadt.
Um zu verhindern, dass das Gebäude einstürzt und auf die Hors-Château-Straße fällt, wurde es zwischen 1961 und 1968 stabilisiert. Bis zu ihrer Entweihung im Jahre 1977 wurden dort Gottesdienste gefeiert. Als Pfarrkirche diente fortan die Sankta-Katharina-Kirche in der Neuvice-Straße.
Die Stadt Lüttich, damaliger Besitzer, beschloss, der Provinz Lüttich die Verwaltung des gesamten ehemaligen architektonischen Ensembles, d.h. die Kirche, das Kloster samt Museum und das Chamart-Haus, anzuvertrauen. Der entsprechende Erbpachtvertrag wurde im Dezember 1989 unterschrieben.
Seitdem finden in der Sankt-Antonius-Kirche, die von den neuen Kuratoren komplett renoviert wurde, zahlreiche kulturelle Prestigeveranstaltungen und punktuelle Ausstellungen statt.